Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Formulanahrung und Gläschenkost in Großbritannien

Anlage zum Newsletter Juli 2017

H. Crawley, S. Westland. Infant formula – An overview. February 2017, First Steps Nutrition Trust

H. Crawley, S. Westland. Infant Milks in the UK: A Practical Guide for Health Professionals. February 2017, First Steps Nutrition Trust

Der "First Steps Nutrition Trust" in Großbritannien bietet als gemeinnützige und von BFHI, IBFAN und den britischen Gesundheitsbehörden unterstützte Stiftung umfangreiche Informationen zu den Produkten, die in Großbritannien für Säuglinge und Kleinkinder vertrieben werden. Dazu gehören wissenschaftliche Berichte und Informationen für Gesundheitspersonal, die über die Zusammensetzung von Säuglings- und Folgenahrungen bis zur Zusammensetzung von Gläschenkost reichen.

Auch wenn die Materialien am britischen Markt ausgerichtet sind und die derzeit dort erhältlichen Produkte explizit unter die Lupe genommen werden, sind doch auch für andere europäische Länder äußerst nützliche Informationen in den Berichten enthalten. Interessant ist außerdem, die Unterschiede in den Vermarktungsstrategien der Hersteller zu sehen und wie diese vor allem im Bereich der Gläschenkost immer wieder exakt entlang gesetzlicher Vorgaben den maximalen Spielraum an Verbrauchertäuschung ausreizen.

Der Bericht Infant formula – An overview vom Februar 2017 geht zunächst auf die gesetzlichen Vorgaben für Säuglingsanfangsnahrung in Großbritannien ein, die jedoch auch durch europäische Regelungen bestimmt sind und sich weitgehend mit den Vorgaben in Deutschland decken. Die von der EFSA (European Food Safety Authority) herausgegebenen wissenschaftlichen Empfehlungen werden dabei ausführlich zitiert und insbesondere die vielen neuartigen "Zusatzstoffe", die Hersteller ohne gesetzliche Grundlage ihren Säuglingsnahrungen zufügen, werden kritisch betrachtet. Hier können einige interessante Informationen auch für uns gewonnen werden.
Der 53 Seiten umfassende Bericht (englisch) hält außerdem umfangreiche Literaturangaben bereit und ist → hier abzurufen.

Der Bericht Infant Milks in the UK: A Practical Guide for Health Professionals, ebenfalls vom Februar 2017, umfasst nicht nur Säuglingsanfangsnahrungen, sondern geht auch auf Folgenahrungen, Spezialnahrungen (z.B. "Anti-Refluxnahrung") und sogenannte "Kindermilch" ein, die für Kinder ab 1 Jahr vermarktet werden. Der 194 Seiten starke Bericht behandelt ausführlich die Inhaltsstoffe von Muttermilch und die Möglichkeiten, diese in Formulanahrung zu reproduzieren. Die Empfehlungen von EFSA und BFHI werden zitiert, es wird auf mögliche Kontamination der Formulanahrung eingegangen und neben der konkreten Besprechung der in Großbritannien erhältlichen Marken wird auch auf die üblichen Trinkmengen von Säuglingen , die sichere Zubereitung von Formulanahrung und einen historischen Überblick über die Entwicklung von Säuglingsnahrung eingegangen. Auch hier sind also für uns viele interessante Erkenntnisse zu gewinnen, selbst wenn wir uns nicht den einzelnen Produkten des britischen Markts widmen.
Der Bericht (englisch) ist → hier zu finden.

Auf der → Webseite des First Steps Nutrition Trust sind noch weitere spezifische Berichte zu verschiedenen Formulanahrungen und Säuglingsnahrung im Allgemeinen zu finden.

Die wissenschaftlichen Empfehlungen der EFSA, auf die sich die Berichte des First Steps Nutrition Trusts stützen, sind für den gesamten europäischen Raum maßgeblich und daher auch für uns absolut relevant. Eine äußerst umfangreiche → Literaturrecherche (448 Seiten) aus dem Januar 2014 ist dafür ebenso hilfreich wie die anschließend darauf gestützten → Wissenschaftlichen Empfehlungen der EFSA vom Sommer 2014.

H. Crawley, S. Westland. Baby foods in the UK – A review of commercially produced jars and pouches of baby foods marketed in the UK. First Steps Nutrition Trust, 2017

Im aktuellsten Bericht der Stiftung gehen die Autorinnen intensiv auf Gläschenkost ein. Neben einem historischen Abriss über die Entwicklung dieser Nahrungsmittel beschreibt der Bericht die gesetzlichen (britischen) Vorgaben, die derzeit üblichen Ess-Gewohnheiten britischer Kinder und die offiziellen britischen Beikostempfehlungen. Auch wenn diese Daten zum Teil von Deutschland abweichen ist trotzdem auch hier eine Menge Interessantes und auf unsere Situation Übertragbares zu erfahren.
Im weiteren Verlauf gehen die Autorinnen detailliert auf Sinn und Unsinn von verschiedenen Inhaltsstoffen, Portionsgrößen, Andick-Mitteln und die Marketingstrategien der Hersteller ein. Alle diese Punkte sind auch für uns absolut relevant. In der Besprechung der einzelnen Produkte von verschiedenen Herstellern sind auch bei uns verbreitete Marken wie Hipp oder Bebivita zu finden, wodurch ebenfalls interessante Erkenntnisse gewonnen werden können. Zuletzt wird zu verschiedenen beliebten Gläschen jeweils eine selbst gekochte Alternative gegenübergestellt und Kosten und sinnvolle Zusammensetzung werden diskutiert.
Der komplette Bericht (94 Seiten, englisch) ist → hier abrufbar.

© Juli 2017, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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