Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Marketing für Formula in der Kritik

Anlage zum Newsletter März 2018

Im Oktober 2017 veröffentlichte die niederländische Stiftung → "Changing Markets" einen umfassenden Bericht über die Marketing-Strategien der vier weltweit größten Formulahersteller. Der Bericht trägt den Titel "Milking it", was im Englischen ein Wortspiel darstellt, da dieser Ausdruck als Metapher dafür verwendet wird, dass Jemand versucht, das Maximum aus dem Gegenüber herauszuholen – im Deutschen würde man vergleichbar den Ausdruck "Auspressen wie eine Zitrone" verwenden.

Der vollständige Bericht ist äußerst lesenswert und geht auf die weltweit an den jeweiligen Markt angepassten Strategien der Hersteller ein, ihre Produkte zu kennzeichnen und zu bewerben. Dazu wurde die Verkaufs- und Werbepraxis von über 400 Produkten in 14 Regionen untersucht.

Der Bericht liegt in der englischen Langfassung sowie einer kürzeren Zusammenfassung (auch in anderen Sprachen erhältlich) vor:

Im Februar 2018 veröffentlichte die Organisation einen weiteren Bericht, der sich speziell mit den "wissenschaftlichen Behauptungen" des Marktführers Nestlé beschäftigt. Dazu wurden über 70 Nestlé-Formulanahrungen in 40 Ländern ausgewertet. Es zeigte sich zum Beispiel, dass Nestlé in unterschiedlichen Ländern verschiedene Zusammensetzungen ihrer Formula verkauft und in einigen Regionen Zusatzstoffe in der Formula enthalten sind, die anderswo von Nestlé selbst als schädlich deklariert werden. Behauptungen, die Zusammensetzung der Formula wäre speziell für "hungrige Babys" geeignet oder würde "die Verdaung fördern" sind in einigen Regionen explizit gesetzlich untersagt, was Nestlé nicht immer daran hindert, trotzdem mit diesen Werbeversprechen zu arbeiten.

Der vollständige englische Bericht ist hier zu finden:

Der Bericht hat auch in der internationalen Presse Resonanz gefunden. Hier eine kurze Übersicht über einige der veröffentlichten Artikel dazu:

Der Internationale Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten (häufig kurz "WHO-Kodex" genannt), reglementiert die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten. Er ist bereits seit 1981 in Kraft und wird regelmäßig durch neue WHA-Resolutionen ergänzt.
Auch wenn alle Babynahrungs-Hersteller behaupten, den Kodex weltweit zu respektieren, werden immer wieder massive Verstöße bekannt, die in einigen Ländern sogar gesetzeswidrig sind. Die Firma Nestlé steht dabei seit Jahrzehnten in der Kritik, aber auch andere Formula-Hersteller sind betroffen.

Ein Bericht der Organisation Save The Children, der im Februar 2018 erschien, stellt erneut schwere Kodexverstöße der 6 größten Formula-Hersteller fest:

Eine kurze Übersicht über weitere Artikel, die sich zu dem Bericht äußern:

© März 2018, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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