Muttermilch bekämpft gezielt schädliche Bakterien
Anlage zum Newsletter Dezember 2019
Glycerol Monolaurate Contributes to the Antimicrobial and Anti-inflammatory Activity of Human Milk
Schlievert, P.M., Kilgore, S.H., Seo, K.S. et al. Sci Rep 9, 14550 (2019). DOI: 10.1038/s41598-019-51130-y
Muttermilch ist schon seit längerem Gegenstand von intensiver Forschung: noch immer werden jedes Jahr neue Komponenten identifiziert und wir beginnen erst langsam, die einzelnen Inhaltsstoffe und deren Zusammenspiel zu verstehen. Vorangetrieben werden diese Forschungen nicht nur aus Interesse für das Verständnis, wie Stillen und Muttermilch zu ihrer unnachahmlichen Wirkung beitragen, sondern auch die Säuglingsnahrungsindustrie sucht beständig nach Möglichkeiten, künstliche Säuglingsnahrung zu verbessern und die gesundheitlichen Effekte der Muttermilch auf ihre Produkte zu übertragen. Allerdings gilt nach wie vor, dass Muttermilch in ihrer Komplexität einzigartig ist und nicht industriell nachgeahmt werden kann.
Eine aktuelle Studie untersuchte die Wirkung eines erst kürzlich entdeckten Stoffs in Muttermilch: Glycerol Monolaureat (GML), der offenbar antientzündlich wirkt. GML ist dabei in der Lage, zwischen nützlichen und schädlichen Bakterien zu unterscheiden und letztere aktiv zu bekämpfen (beispielsweise S. aureus und E. coli). Besonders interessant ist, dass GML dies nur dann bewirkt, wenn es tatsächlich in Muttermilch oder Kuhmilch eingebettet ist, isoliert im Labor jedoch seine positiven Eigenschaften verliert. Warum dies so ist, ist bisher unbekannt.
GML kommt in menschlicher Muttermilch in 20fach höherer Konzentration vor als in Kuhmilch, bisher ist GML in keiner künstlichen Säuglingsnahrung vorhanden. Da es jedoch leicht herzustellen und günstig ist, versprechen sich die Forscher mögliche künftige Anwendungen durch Zusatz in künstliche Säuglingsnahrung.
Die Studie ist vollständig und kostenfrei → hier nachzulesen, außerdem gibt es einen erläuternden Artikel dazu → hier.
© Dezember 2019, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation