Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Hypoglykämie beim Neugeborenen

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 2/2021

Leitlinien und ihre Umsetzung

Obwohl die AWMF-Leitlinie „Betreuung von Neugeborenen diabetischer Mütter“ schon im Mai 2010 aktualisiert und im Sommer 2017 erneut überarbeitet wurde, existieren in vielen Kliniken noch immer ganz individuelle, von den Leitlinien abweichende Handlungsempfehlungen. Die Leitlinie wurde von den folgenden Fachgesellschaften erarbeitet:
Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e.V., Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Immer wieder wird neben der allgemeinen Interpretation der Leitlinie auch diskutiert, wie der Einsatz des dort erwähnten Glukose-Gels erfolgen sollte. Um Ihnen einen Überblick über die Kern-Inhalte der Leitlinie zu verschaffen und diese um Erkenntnisse zur Optimierung des Stillbeginns zu erweitern, veröffentlichen wir auf dieser Seite zwei umfangreiche Artikel, die Sie als Informationsgrundlage verwenden können. Enthalten ist auch die Rezeptur für ein 40%iges Glukose-Gel, das in der Praxis durch die Klinik-Apotheke hergestellt werden muss, da derzeit noch kein geeignetes Fertigpräparat erhältlich ist.

ERGÄNZENDE INFORMATIONEN UND DOKUMENTE:

Klinische Protokolle der ABM: Protokoll Nr. 1 (Hypoglykämie) und Nr. 3 (Zufütterung)

Die Klinischen Protokolle der ABM (Academy of Breastfeeding Medicine) gelten weltweit als als wichtige Grundlage für evidenzbasierte Entscheidungen rund um alle medizinischen Fragestellungen in der Stillzeit. Sie sollen dazu beitragen, das Stillen zu fördern und Faktoren, die das Stillen behindern könnten, fachlich auszuräumen. Die Protokolle werden regelmäßig überarbeitet und aufgrund der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnislage aktualisiert.

Die beiden Protokolle Nr. 1 und Nr. 3 geben Empfehlungen zum Umgang mit Hypoglykämie beim Neugeborenen sowie zur medizinisch notwendigen Zufütterung. Außerdem sind eine ganze Reihe weiterer Protokolle (z.B. zu allgemeinen Klinikroutinen rund um die Geburt, Entlass-Management, Stillbeginn auf der Wochenstation, Managament bei Late Preterm Babys etc.) im Zusammenhang mit dem Thema Hypoglykämie empfehlenswert.

Studie – "Ein evidenzbasierter Ansatz zum Stillen von Neugeborenen mit einem Risiko für Hypoglykämie"

Im Folgendenden die Studie "Ein evidenzbasierter Ansatz zum Stillen von Neugeborenen mit einem Risiko für Hypoglykämie" die zeigt, dass die Umsetzung der Leitlinie bzgl. Hypoglykämie gefährdeter Neugeborener postpartum sehr sinnvoll ist.

Frühes Stillen in der ersten Stunde postpartum sowie hohe Stillfrequenzen von Anfang an führen zu einer Stabilisierung der BZ-Werte beim Neugeborenen.
Es sollten alle Fachgruppen entsprechend geschult werden, damit diese Leitlinien umgesetzt werden können.

Präpartale Kolostrumgewinnung

Für Neugeborene diabetischer Mütter ist das Kolostrum besonders wertvoll und wird nach den AWMF-Leitlinien bereits innerhalb der ersten halben Stunde postpartum benötigt. Da die meisten Neugeborenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit dazu sind, direkt an der Brust zu trinken, wird die Mutter daher angeleitet, Kolostrum von Hand zu gewinnen.

Als präventive Maßnahme empfehlen wir zusätzlich, dass diabetische Mütter bereits zum Ende der Schwangerschaft angeleitet werden, Kolostrum zu gewinnen und bis zur Geburt einzufrieren. Eine genaue Erläuterung der Hintergründe und Empfehlungen für die Praxis gibt das folgende Dokument:

Ergänzend zu diesem Thema empfehlen wir Ihnen unsere Fachseite zum Gewinnen von Muttermilch, auf der auch ausführlich auf die Technik zur Handentleerung von Kolostrum eingegangen wird:

Stillen fördern

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