Stillen fördern

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Probleme der Brust, allen voran wunde Mamillen, sind neben der Sorge um eine ausreichende Milchbildung die erstgenannten Gründe, die das Stillen erschweren und häufig zum verfrühten Abstillen führen.
Für die Behandlung und Therapie von wunden Mamillen gibt es nach wie vor wenig evidenzbasierte Empfehlungen. Verstärkte Forschung rund um dieses Thema ist dringend notwendig! In der AWMF S3-Leitlinie „Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit“ (2013) werden evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen gegeben. Die Leitlinien werden zur Zeit (12/2018) überarbeitet.
Die Leitlinie von 2013 finden Sie hier:
Diese Fachseite nimmt auf die Leitlinie Bezug, ergänzt jedoch die vorgeschlagenen Maßnahmen um weitere Erkenntnisse: vorwiegend verwenden wir aktuelle englischsprachige Literatur als Grundlage und beziehen uns zusätzlich auf Erfahrungen aus der Praxis.
Vasospasmus oder Soor können in jeder Phase der Stillzeit auftreten und ebenfalls zu wunden Mamillen führen. Sie erfordern differenzierte Behandlung!
Zu den Mythen zählt, dass zu langes Anlegen des Kindes zu wunden Mamillen führt. Bei einer korrekten Anlegetechnik ist keine Einschränkung der Stillzeit nötig. Eine zeitliche Begrenzung kann dagegen zu mangelhafter Milchproduktion und Gedeihstörungen beim Baby führen. Auch die Ansicht, dass hellhäutige Frauen eine Neigung zu wunden Mamillen haben, konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden (Lauwers & Swisher, 2016: 379).
Treten wunde Mamillen auf, ist schnelle Hilfe notwendig.
Folgende Vorgehensweise wird empfohlen:
Bei offenen Verletzungen und Rhagaden ist Hygiene die erste Pflegemaßnahme! Wundreinigung nach dem Stillen ist eine Voraussetzung für eine rasche, störungsfreie Wundheilung. Die Wundabdeckung dient der Erhaltung eines feuchten Milieus und fördert dadurch den physiologischen Heilungsvorgang.
Wunde Mamillen - Stadien I - IV
I. Schmerzen oder Irritation bei intakter Haut, Rötung, Quetschung, Ödem, Schwellung
II. Verletzung der Haut, Hämatom, Risse, oberflächliche Rhagaden
III. Verletzung der Haut bis in tiefere Schichten, blutig, tiefe Rhagaden, Blasen, Ulceration
IV. Tiefe Verletzung, Infektion, Eiter, Ablösung von Epidermis (Erosion)
(angelehnt an: Lauwers & Swisher, 2016:382; Walker 2017:580)
Zur Reinigung und Pflege gibt es verschiedene Möglichkeiten, aus denen je nach Situation differenziert gewählt werden soll.
Wunden sind Eintrittspforten für Keime!
Staphylococcus aureus ist der häufigste Keim auf der Haut und im Mund des Kindes. Mastitiden sind signifikant häufiger nach dem Auftreten wunder Mamillen.
Alle oben genannten Salben werden nach dem Stillen und nach der Reinigung der Wunde mehrmals täglich (ca. 3-4x) dünn aufgetragen. Sie müssen vor dem nächsten Stillen nicht abgewaschen werden. Für das gestillte Kind sind alle Inhaltsstoffe bei kurzer Behandlungsdauer (einige Tage bis ca. 1 Woche) unbedenklich (Schäfer/Spielmann, 2012).
Cremes auf Basis von Lanolin kombiniert mit anderen Inhaltsstoffen, die vor dem Stillen abgewaschen werden müssen, sind zu wenig erforscht bezüglich kindlicher Verträglichkeit und sind daher zu vermeiden. Andere Maßnahmen - wie z. B. Johanniskrautöl, Rotlicht, Teebeutel. etc. - entsprechen nicht den aktuellen Behandlungsempfehlungen.
Wunde Mamillen können in Folge von oder in Kombination mit Soor oder Vasospasmus auftreten. Auch Ekzeme oder andere Hauterkankungen können Verletzungen, Rhagaden und offene Wunden mit sich bringen. Die Behandlung muss dementsprechend angepasst werden.
Bei Stillproblemen ist schnelle Hilfe durch kompetente Beratung wichtig. Häufig bringt eine Überprüfung und Verbesserung der Stillposition, des Erfassens der Brust, der Stillfrequenz oder der Dauer einer Stillepisode den entscheidenden Hinweis zur Lösung des Problems.
Vor dem Einsatz eines Stillhütchens ist zuerst zu überlegen, ob alle genannten Maßnahmen und Techniken bereits versucht worden sind.
Erstmaßnahme bei schläfrigen, saugschwachen oder den Mund schlecht öffnenden Babys ist Haut-zu-Haut-Kontakt und „Intuitives Stillen“. Bei wunden, schmerzenden Mamillen ist das Anlegen besonders intensiv zu überprüfen, auch hier ist Intuitives Stillen häufig ein guter Lösungsansatz.
Wenn ein Stillhütchen verwendet wird, bleibt das Ziel weiterhin, das Baby korrekt an der Brust der Mutter anzulegen und zu stillen sowie die Hütchen nach Möglichkeit nur vorübergehend und für kurze Zeit zu verwenden. Keinesfalls kann das routinemäßige Verteilen von Stillhütchen eine kompetente und einfühlsame Stillberatung ersetzen.
Auch beim Stillen mit Stillhütchen ist unbedingt auf die richtige Position und Anlegetechnik zu achten. Die Verwendung von Stillhütchen kurz nach der Geburt im Kreißsaal oder am ersten Tag ist kritisch zu betrachten. Bonding und Selfattachement sind Mittel der Wahl um ein Baby, das die Brust noch nicht erfassen kann, zur Brust zu bringen. Ergänzend dazu sollte Kolostrum per Hand gewonnen und mit Spritze / Löffel verabreicht werden.
Um die Milchbildung abzusichern, ist zu Beginn 1-2x täglich zusätzliches Pumpen hilfreich, bis das Baby gut zunimmt. Falls das Baby zu schwach saugt und auch mit Hütchen nicht effektiv trinkt, ist es nötig, mehrmals täglich zusätzlich zu pumpen, um eine ausreichende Milchbildung zu etablieren. Engmaschige Gewichtskontrollen bis zur Etablierung der Milchmenge sind empfehlenswert.
Nachfolgend stellen wir Ihnen unser aktuelles Skriptum "Umgang mit Stillhütchen" mit weiteren Informationen zum Download zur Verfügung:
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