Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Schilddrüsenerkrankungen

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 2/2021

Autorin: Gudrun von der Ohe, Ärztin und IBCLC, Hamburg

Schilddrüsenerkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit

Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit gehen mit einer Reihe von physiologischen Veränderungen einher, die sich auch auf die Schilddrüse auswirken. Eine gesunde Schilddrüse passt sich an diese Veränderungen an und benötigt außer einer Jod-Supplementierung während der Schwangerschaft und Stillzeit (150–200 μg Jodid/Tag zusätzlich zu jodidreicher Nahrung) keine weitere Behandlung.

Wenn es der Schilddrüse jedoch nicht ausreichend gelingt, auf die veränderten Bedingungen zu reagieren, oder wenn bereits vor Eintreten der Schwangerschaft eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt, ist eine genaue Diagnostik und eine gute therapeutische Einstellung der Schilddrüsenwerte von großer Bedeutung. Sowohl hypo- als auch hyperthyreotische Erkrankungen führen zu erhöhten Risiken in der Schwangerschaft für Mutter und Kind (Fehlbildungen, Fehl- und Frühgeburten, Eklampsien etc.), können zu Geburtskomplikationen beitragen und gefährden unter Umständen die Etablierung einer ausreichenden Milchbildung nach der Geburt.

Eine Anamnese zu Schilddrüsenerkrankungen und die Kontrolle der Schild­drüsen­werte wären somit am Beginn der Schwangerschaft wünschenswert. Leider ist dieses noch immer nicht in den 2020 neu überarbeiteten „Mutterschafts-Richtlinien“ enthalten.

Wenn die Mutter eine Schilddrüsenerkrankung hat, sollte dies auch bei der Neugeborenendiagnostik berücksichtigt werden. Dazu findet man einen guten Überblick in der → AWMF-Leitlinie 174 - 024 "Vorgehen bei Neugeborenen von Müttern mit Schilddrüsen-Erkrankungen“

Hypothyreose

Da eine Hypothyreose dazu führen kann, dass die Milchbildung aufgrund einer unzureichenden endokrinen Umstellung auf die Laktogenese II zu niedrig bleibt, sollten bei allen Stillenden, die in der Anamnese eine Schilddrüsenerkrankung angeben, die Schilddrüsenwerte möglichst rasch nach der Geburt und weiterhin regelmäßig kontrolliert werden. Auch bei Stillenden, die aus unklarer Ursache zu wenig Milch bilden, sollte eine Kontrolle der Schilddrüsenwerte erfolgen.

Wenn eine Mutter euthyreot eingestellt wird, kommt es zur ausreichenden Milchproduktion – selbst dann, wenn die Hypothyreose erst einige Zeit nach der Geburt erkannt und dann behandelt wird. Zu anderen möglichen Ursachen eines Milchmangels in der Stillzeit lesen Sie bitte auf der folgenden Seite:

Hyperthyreose

Mütter, die an einer Hyperthyreose leiden, haben ebenfalls häufig Schwierigkeiten mit dem Stillen, da aufgrund der Symptome wie Unruhe und Schlaflosigkeit, gepaart mit Müdigkeit, das Stillmanagement mit häufigem Stillen und längeren Dauerstillphasen von den Müttern kaum toleriert wird.
Wenn eine behandlungspflichtige Hyperthyreose in der Stillzeit vorliegt, muss diese mit Thyreostatika behandelt werden.

Post-partum-Thyreoiditis

Die Post-partum-Thyreoiditis ist eine postpartale thyreoidale Dysfunktion im Rahmen einer Autoimmunstörung, ähnlich der Hashimoto-Thyreoiditis. Es wird davon ausgegangen, dass generell hormonelle Umwälzungen eine Schilddrüsenerkrankung auslösen können, so auch die Menopause. Nach Schätzungen geht man davon aus, dass es etwa bei 7% der Schwangerschaften zu einer PPT kommen kann. Bei bekanntem Typ 1 Diabetes mellitus ist die Prävalenz um das Zwei- bis Dreifache höher.


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Ein ausführlicher Artikel mit genauen Angaben zu den einzelnen Schilddrüsen-Erkrankungen, Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit sowie möglicher therapeutischer Maßnahmen steht Ihnen zum Download zur Verfügung und kann auch an interessierte Kolleg*innen weitergegeben werden.

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