Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Stillen schützt Frauen nach Gestationsdiabetes vor kardiovaskulären Risikofaktoren

Anlage zum EISL-Newsletter Januar 2022

Protective Influence of Breastfeeding on Cardiovascular Risk Factors in Women With Previous Gestational Diabetes Mellitus and Their Children: A Systematic Review and Meta-Analysis
Pathirana MM, Ali A, Lassi ZS, Arstall MA, Roberts CT, Andraweera PH. J Hum Lact. 2021 Oct 5:8903344211034779. DOI: https://doi.org/10.1177/08903344211034779

Metabolic Effects of Breastfeeding in Women with Previous Gestational Diabetes Mellitus: A Meta-Analysis
Yuanyuan Chu, Yi Yang, Xin Wang, Jun Zhou. Breastfeeding Medicine 2021 16:12, 938-946. DOI: https://doi.org/10.1089/bfm.2020.0151

Das wichtigste in Kürze:

  • Bereits seit einiger Zeit ist bekannt, dass Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM) ein erhöhtes Risiko haben, später einen manifesten Diabetes Typ II zu entwickeln und dass Stillen dieses Risiko senkt.
  • Zwei aktuelle Meta-Analysen bestätigen diese Ergebnisse und untersuchten zusätzlich, wie sich das Stillen nach GDM auf weitere Faktoren, wie den Blutdruck, Blutfettwerte und Lipoprotein-Werte auswirkt.
  • Es zeigte sich, dass das Stillen nach Gestationsdiabetes auch auf diese kardiovaskulären Faktoren protektiv wirkt. Schwangere mit GDM sollten daher spezifisch über die Bedeutung des Stillens für ihre Gesundheit informiert werden.

Gestationsdiabetes ist eine häufige Erkrankungen und bezeichnet eine diabetische Stoffwechsellage, die zuerst in der Schwangerschaft aufgetreten ist. Dieser entsteht durch eine unzureichende Anpassung der ß-Zellen des Pankreas an die veränderte Stoffwechsellage mit erhöhten Blutzuckerwerten und Hyperinsulinismus. Durch diese Fehlfunktion der ß-Zellen kann es zur langfristigen Schädigung des Pankreas kommen, was das durch den Gestationsdiabetes erhöhte Risiko für einen Diabetes mellitus Typ II erklärt. Auch der Fötus passt sich an diese veränderte intrauterine Situation an, mit unter Umständen schweren Folgen für das Wachstum und den Stoffwechsel.

Frauen, die einen Gestationsdiabetes hatten, haben im weiteren Verlauf ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II und andere kardiovaskuläre Erkrankungen. Dass Stillen dieses Risiko senkt, ist bereits bekannt. In der Forschung der letzten Jahre finden sich zudem gehäuft Hinweise, dass sich das Stillen bei Frauen, die in der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes hatten, positiv auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen im weiteren Leben auswirkt.

Um den Stand des Wissens zu diesem Thema abzubilden, führten die Autor:innen der Studie von Pathirana et al. (australisches Forschungs-Team) eine systematische Literaturrecherche und Meta-Analyse der Daten durch. Gesucht wurden Beobachtungsstudien, die den Effekt vom Stillen im Bezug auf kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes und ihren Kindern untersucht haben. Es wurden 260 Arbeiten gefunden, davon eigneten sich nur 17 zur Analyse.

Mütter, die in der Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes hatten, zeigten ein höheres Risiko für die Entwicklung von höheren Blutzuckerwerten (Standardisierte Mittelwert Differenz = SMD: 0.32, 95% CI [0.12, 0.53]) sowie eine größere Wahrscheinlichkeit für einen Diabetes mellitus Typ II (RR: 2.08 95% CI [1.44, 3.00]) im Vergleich zu Frauen, die keinen Gestationsdiabetes hatten.
Zusätzlich zeigte sich, dass das das Stillen bei Frauen, die einen Gestationsdiabetes hatten, unabhängig von der Stilldauer, einen positiven Einfluss auf den diastolischen Blutdruck, Serum Triglyceride (Blutfette), Blutzucker und das Risiko für die spätere Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II hat.

Das Abstract der Studie (englisch) finden Sie → hier.

Das chinesische Forschungs-Team um Yuanyuan Chu et al. inkludierte insgesamt 14 Studien in die vorliegende Meta-Analyse und untersuchte neben dem Risiko für einen späteren manifesten Diabetes und den Blutzuckerspiegel auch Blutfettwerte, Lipoprotein-Blutwerte, die Insulinsensitivität und Cholesterol-Spiegel. Bis auf den Cholesterol-Wert verbesserten sich alle anderen Werte durch das Stillen nach Gestationsdiabetes.

Das Abstract zu dieser Studie (englisch) finden Sie → hier.

Die Ergebnisse zeigen erneut, dass Schwangere mit Gestationsdiabetes gut über die Bedeutung des Stillens auf die mütterliche Gesundheit aufgeklärt und in den ersten Wochen pp besonders intensiv zum Stillen unterstützt werden sollten.

© Januar 2022, Dr. med. Josefine Theresia Königbauer, Fachärztin für Frauenheilkunde und IBCLC
und das EISL-Newsletter-Team: Anja Bier, IBCLC; Natalie Groiss, IBCLC; Gabriele Nindl, IBCLC; Gudrun von der Ohe, IBCLC

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