Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Väter in der Stillberatung

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Letzte Aktualisierung dieser Seite: 5/2021

Die Rolle des Vaters innerhalb der Familie unterliegt einem stetigen Wandel über Kulturen und Epochen hinweg. Moderne Väter möchten sich intensiv in die Kindeserziehung einbringen und eine gute Bindung zu ihren Kindern aufbauen. Sie möchten ihre Partnerin in der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett unterstützen und informieren sich über das Stillen.

Seit einigen Jahren rücken Väter ins Bewusstsein der Forschung und ihr Einfluss auf die Mutter-Kind-Bindung und die Stillbeziehung wird auch wissenschaftlich untersucht. Auf dieser Fachseite informieren wir Sie über verschiedene Aspekte in der Begleitung von Vätern rund um die Geburt und Stillzeit, stellen Ihnen Studien vor und weisen auf hilfreiche Materialien für Ihre tägliche Praxis hin.

Väter im Geburtshilflichen Kontext

Es ist heute üblich, dass Väter bei der Geburt ihres Kindes die Partnerin begleiten. Viele junge Väter wünschen sich dies auch, gleichzeitig fühlen sie sich oft unsicher und haben Sorge, den Erwartungen an sie nicht gerecht zu werden. Spezielle Angebote für Väter, die sich bereits während der Schwangerschaft auf diese Situation vorbereiten wollen, sind äußerst sinnvoll, bieten Raum für Ängste und Fragen und werden deshalb seit einigen Jahren verstärkt angeboten.

Lesen Sie dazu einen Artikel aus der ZEIT vom September 2015, in dem die Vorbereitungskurse von Dr. med Wolf Lütje vorgestellt werden, die er speziell für Väter anbietet. Er ist Chefarzt des Amalie-Sieveking-Krankenhauses in Hamburg und rät zu Gelassenheit:

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in Deutschland gibt eine Vielzahl an Broschüren heraus, die sich teilweise an Fachpersonal, teilweise an PatientInnen oder Eltern richten.
Zum Thema "Väter in der Geburtshilfe" gibt es eine sehr empfehlenswerte Broschüre für begleitendes Fachpersonal (z.B. Hebammen, Pflegepersonal, Ärzte etc.), die Sie in gedruckter Form kostenlos bestellen können oder direkt online lesen:

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Väter beeinflussen das Stillen

Väter und ihre Haltung zum Stillen haben vor allem in westlichen Gesellschaften einen bedeutsamen Einfluss auf die Entscheidung von Müttern für oder gegen das Stillen. Wenn Väter gut informiert sind, können sie ihre Partnerinnen ermutigen und aktiv unterstützen, ohne vorschnell aus Sorge um das Wohl von Mutter und Kind zur Flasche zu greifen. Gut über das Stillen Informierte Väter übernehmen Verantwortung und handeln situativ angepasst, indem sie sich verstärkt in der Pflege, beim Tragen und beim Beruhigen des Babys einbringen. Maßnahmen zur Stillförderung sollten daher auch Väter explizit einbeziehen, wie aktuelle Studien zeigen:

3/2018: Die Rolle des Vaters während der Stillzeit

The role of fathers during breastfeeding
F. deMontigny PhD et al. Midwifery, Vol. 58, 2018, P. 6-12.
https://doi.org/10.1016/j.midw.2017.12.001

In dieser qualitativen Studie drückten Väter aus, wie sie selbst ihre Rolle erleben und wo sie Möglichkeiten sehen, sich einzubringen, wenn ihr Kind gestillt wird. Dabei beschrieben sie ihre Aufgabe als deutlich komplexer als lediglich "Unterstützer" des Stillens zu sein. Häufig betrachteten sie sich als Interessenvertreter des Kindes und beanspruchten Teilhabe am Entscheidungsprozess, wie das Kind ernährt wird. Sie informierten sich über das Stillen, unterstützten ihre stillende Partnerin emotional, aber ebenso auch in praktischen Dingen und sahen sich in der Verantwortung, selbst aktiv eine Bindung zum Kind aufzubauen.

8/2019 (vorab online veröffentlicht): Interventionen zum Stillbeginn, die Väter einschließen

Perinatal breastfeeding interventions including fathers/partners: A systematic review of the literature
J. Abbas-Dick et al. Midwifery, Vol. 75, 2019, P. 41-51
https://doi.org/10.1016/j.midw.2019.04.001

Diese systematisch Review-Arbeit untersuchte Studien, die explizit Väter bei Maßnahmen zur Stillförderung einschlossen, z.B. Stillvorbereitungskurse für Paare, Väter-Abende an Geburtskliniken o.ä. Alle eingeschlossenen Studien zeigten eine Verbesserung der Gesamt-Stilldauer und/oder der Dauer des ausschließlichen Stillens.

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Postpartale Depression bei Vätern?

Studien zeigen immer mehr, dass auch Väter ein erhöhtes Risiko für postpartale Depressionen (PPD) und Angststörungen nach der Geburt haben, was auch Auswirkungen auf ihre Vater-Kind-Bindung und den gesamten Erziehungs- und Lebensstil der Familie hat.

Im Gegensatz zur mütterlichen PPD wird diese jedoch von Fachkräften bei Vätern wesentlich seltener wahrgenommen. Selbst wenn erkannt wird, dass eine Auffälligkeit vorliegt, wird seltener Handlungsbedarf gesehen. Eine aktuelle Studie beschäftigt sich mit diesem Problemfeld:

5/2019: Wissen über die postpartale psychische Gesundheit von Müttern und Vätern

Mental health literacy of maternal and paternal postnatal (postpartum) depression in British adults
V. Swami et al. Journal of Mental Health, Vol. 28, 2019
https://doi.org/10.1080/09638237.2019.1608932

In dieser Studie wurde ein Querschnitt aus der britischen Bevölkerung (daher überwiegend Laien/ keine medizinischen Fachkräfte) zu Fallbeispielen mit Anzeichen für eine postpartale Depression befragt. Deutlich häufiger wurde eine PPD vermutet, wenn der beschriebene Fall eine weibliche Person schilderte, selbst wenn die Fallbeschreibung sich sonst an keinem Punkt zur Schilderung einer männlichen Person unterschied. Dies zeigt, wie verbreitet in der Gesellschaft das Bewusstsein für postpartale Depressionen als typisch weibliches Phänomen vorherrscht und dass uns als Fachkräften dadurch eine noch höhere Verantwortung zukommt, auchVäter achtsam wahrzunehmen.

Hilfreiches Material, das sich direkt an Väter wendet

Es gibt eine ganze Reihe an guten Broschüren und Materialien, die sich explizit an Väter richten und sich daher für unsere tägliche Arbeit in der Praxis eignen (alle folgenden Materialien sind direkt verlinkt, bitte anklicken):

Stillen fördern

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